Jakobsweg bis San Sebastian
2.März14 Der Flug nach Santiago de Compostela ist gut verlaufen und das Fahrrad + Gepäck sind unversehrt am 27. Februar angekommen. Nach dem Fahrradzusammenbau am Flughafen ging es in die Stadt. Ein Campingplatz ist schnell gefunden und während dem Zeltaufbau werde ich von der Sonne begrüßt. Landschaftlich finde ich Santiago wie das Voralpenland, nur mit Eukalyptus-Bäumen bestückt. Als kleine Einstimmung besuchte ich die Kirche, die das Ziel des Camino de Santiago (Jakobsweg) darstellt. Nach ein paar Bildern und Videos stockte ich meine Essensvorräte auf.
„Aufstehen du Siebenschläfer! Das Abenteuer wartet!“, rief mich meine innere Stimme und schon riss ich den Zelteingang auf.. ein wunderschönes Landschaftspanorama von Santiago war vor meinen Augen, so soll’s losgehen (dacht ich mir leichtgläubig). Zelt verpackt, Zähne geputzt, gefrühstückt, Taschen ans Fahrrad und ab geht die wilde Fahrt! Gleich finde ich den beschilderten Jakobsweg, nur die Beschilderung ist nur Richtung Santiago und nicht umgekehrt… tja da hilft nur ständiges Umschauen bei einigen Schildern und genaues Analysieren der Pfeile am Boden von welcher Richtung der normale Weg kommt. Bis um 17 Uhr liefen die Räder 50km und so wird’s Zeit eine Übernachtung zu suchen. 3 Herbegen hatten zu und freundliche Bauern, die ihr Grundstück für eine Nacht zum Zelten zur Verfügung stellen, suche ich vergebens. So fahre ich insgesamt nochmal 20km und beschließe kurz vor Einbruch der Dunkelheit mein Zelt auf einer Wiese zwischen 2 Dörfern aufzuschlagen in der Hoffnung, dass kein verärgerter Spanier an das Zelt klopft……
3.März14 Dank meinem Wecker, der um 4.45 Uhr klingelte, um so den frühaufstehenden Farmern aus dem Weg zu gehen, entfloh ich dem Risiko. Die Stirnlampe und das Fahrradlicht gaben mir Licht und so ging es dahin. Nach 2 Tagen erreichte ich erschöpft aber glücklich den Gipfel von Alto do Poio. Von der Sonne fehlte bislang jede Spur. Als ich heute früh die Tür aufmachte traf mich der Schlag, Schneesturm… ein Gespräch mit dem Inhaber einer Bar ergab, dass die Schneemaschine jede 2 Stunden auf und ab fährt „ob das reicht?“ fragte ich mich… ich probiers! hier gleich dazu das erste Video:
7.März14 Die Abfahrt des Alto do Poio ging ging schon sehr an die Substanz. Der Berg bot mir zum Frühstück erst Schneesturm, dann Hagel, dann Regen + starken Wind an. Gegen den Hagel half leider auch mein hochgezogenes Halstuch, sowie die Sonnenbrille, nicht viel. Das Tuch bedeckte nicht das ganze Gesicht und bei der Sonnenbrille hätte ich auch mit Augen zu hinunterfahren können. Also Augen auf Linienstellung, Zähne zusammenbeißen und dabei sich immer wieder einreden, dass man nicht jeden Tag so eine wohltuende Hagelmassage bekommen könne. Nach dem Passieren mehrerer kleiner Bergdörfer ging es in einer langen schlangenförmigen Abfahrt Richtung Tal. Am nächsten Tag SONNE, ENDLICH ! So fuhr ich von Astorga wieder in Richtung Osten auf Wegen, die eine große Sichtweite über das Bergpanorama bot. Die noch unbepflanzten Felder neben dem Camino hatten ihre unterschiedlichsten Kontraste und stimmten so die Landschaft in abwechslungsreiche Erdreiche. Am Ende des Tages kam ich nach einer 115km Tagesetappe leicht erschöpft in der Stadt Sahagun an. Als ich die Tür der Herberge aufmachte traf ich wie fast immer auf sehr nette Leute, aber heute besonders. Vroni und Benni luden mich nach 30sek-sehen sofort auf ihre Nudelsuppe ein, was für 2 Engel nach einer 6 Stunden-Fahrt… Ich danke euch für diesen herzlichen Moment. Mich hat langsam das Langfahrtenfieber gepackt und so ging der Tag danach nach über 7 Stunden und 140km zu Ende.
12.März Die weitere Fahrt ging bis zu der dicht besiedelten Stadt Vitoria. Dort angekommen wusste ich noch nicht wie zeitintensiv die heutige Unterkunftsuche werden solle.
Angefangen hat es mit dem üblichen Fragen, wo eine Herberge oder ein Camping-Platz ist. Als spätestens 7 verschiedene Personen mich immer wieder in einen anderen Sektor des Blocks geschickt hatten, war mir klar, die sind sich hier nicht einig und werden es heute auch nicht mehr. Ein Nächster war ein sehr freundlicher Fahrradfahrer, der mit mir sogar bis vor einen Hauskomplex gefahren ist, dann behauptete er, die Herberge sei gleich hier um die Ecke mit dem Namen „Albergue…. “ – natürlich nichts gefunden und Leute, die im Inneren des Komplexes waren, meinten „hier ist sicher nichts!“ So leicht lass ich mich nicht entmutigen und fragte noch jemanden, es war ein Mann der sich sicher war, hier in diesem Haus könne ich schlafen und deutete mit der Hand darauf! Das Haus sah mir suspekt aus, zu groß für eine Herberge, ich schaue mir’s an. Komisch saubere weiße Wände, alles sehr klar eingerichtet, zu klar.. und dann kam schließlich 1 Mann im weißen Kittel !… es war eine soziale Einrichtung für Leute die auf der Straße leben. Die Einrichtung finde ich gut, nur dann doch nicht ganz passend für einen Radreisenden. 5 km weiter blitzte ein Schild zwischen 2 größeren Häusern hervor “Hostal“ und dann noch für 25 Euro das Zimmer, genommen.
Gestern am 11. März bin ich nach 870km in San Sebastian eingetroffen. Hier verweile ich nun 1 bis 2 Wochen um mich ein wenig dem Surfen zu widmen. Natürlich wird hier keine so große Updatepause vergehen, denn die Seite wird mit ein paar neuen Videos bereichert!
14.März Bilder von San Sebastian und ein Video über die Jakobsweg-Reise stehen nun zum Anschauen bereit.
An dieser Stelle will ich ein großes Dankeschön aussprechen! Es tut sehr gut wie lebendig diese Webseite mit 80-100 Aufrufen am Tag geworden ist und der enorm gute Draht zu Freunden und Familie stets frisch bleibt!
18.März Die Zeit vergeht in San Sebastian und ich bin stolz in so einer entspannten wunderschönen Stadt zu sein. Hier vor Ort traf ich Anna, eine sehr gute Freundin, mit der ich zusammen die Stadt entdeckt habe. Nach einer Woche musste sie nun den Heimweg antreten, da es ein beruflicher Aufenthalt in San Sebastian war. Für mich geht das ruhige Surferleben, bis zum Startam Freitag nach Frankreich, weiter. Frankreich wird ein großes Fragezeichen-Erlebnis, denn bis jetzt erschloss sich meinen Augen nur der Flughafen in Paris und sprachlich stehe ich mit 2 Wörtern „Merci“ und „Bonjour“, sowie einen Satz aus dem Lied -Lady Marmalade- mit Christina Aguilera „Voulez vous coucher avec moi„, auf sehr dünnem Eis. Ganz nach dem Motto -Wer nicht wagt, gewinnt auch nicht-.
Natürlich sind auch hier ein paar Sachen passiert, die ich euch nicht enthalten will. Als ich anfangs mit Anna durch die Stadt schlenderte, fiel mir ein geparkter LKW auf, der mit Möbelstücken und anderem Gerümpel gefüllt wurde. Mich traf ein Blitz… ein Surfbrett lag im Laderaum. „Das können die doch nicht wegschmeißen – das wäre grob fahrlässig!!“, polterte mein Gewissen! Ein kurzes Gespräch bestätigte meine Vermutung und 2min später war ich überstolzer Besitzer eines sehr gute erhaltenen Surfbretts (inkl. Leash, das Band zum Fuß, und Finnen). Was für ein Glück!
Am gleichen Tag verabredete ich mich mit Aitor, den ich in München am Eisbach kennengelernt hatte. Er zeigte mir ein paar Insider-Orte in der Stadt und wies mich ausführlichst in das Surfen ein. Die ersten Tage im Wasser liefen gut, aber nicht perfekt, was ist schon perfekt…. wer weiß… Auf jeden Fall genieße ich es einfach so sehr im Wasser zu sein. Eine besondere Welle will ich nun beschreiben. Mit Sonne auf dem Neoprenanzug und 15°C warmen Wasser an den Füßen sitze ich auf dem Surfbrett und schaue hinaus aufs Meer. Mehrere Surfer blicken ebenso auf den Horizont, um die nächstbeste Welle zu erwischen. Eine größere Erhebung in der Wellenlandschaft ist zu erkennen und ich mache mich bereit. Konzentriert steuer ich das Surfbrett in Startposition. Die Welle erhebt sich, baut sich auf, wird steiler und verdunkelt in der Mitte. Aitor’s Lehrworte gehen mir durch den Kopf „start paddling! gogogo!!!!… “ Die Welle gibt sanft den Schub Richtung Strand an. Links und rechts neben dem Surfbrett mattes, klares, tiefblaues Wasser… wunderschön -ich fühl mich wohl-. Ein tiefer Atemzug, die Hände drücken gegen das Surfbrett und ich stehe. Weißer Saum zeigt sich zu meiner Rechten und die Welle fängt an sich langsam zu brechen. Mein Surfbrett bekommt Geschwindigkeit und schießt über die Biegung der Welle stetig nach links. Ich gehe in die Knie strecke die Hand aus und berühre sanft mit den Fingerspitzen das fast senkrechtstehende Wasser. Das Gefühl der Verbindung zwischen Wasser und Körper, wundervoll. Was für ein Moment, der die Zeit stillstehen lässt…. Nun lenke ich das Surfbrett in leichten Kurven auf und ab, bis die Welle sich in sprudelndes Weißwasser verwandelte.
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